Kapitän Lüder Stricker und Familie
Auf dieser Grabstelle sind folgende Personen bestattet und auf dem Grabstein mit dem Spruch
Ich weiß daß mein Erlöser lebet
und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken
(Hiob 19 V. 25)
verzeichnet:
Kaptitän Lüder Stricker * 1823 in Aumund + 1882 in Bad Rehburg | Lüder Stricker stammt aus einer alten Vegesacker Seefahrerfamilie. Seine Eltern sind Cord Stricker und Catharina geb. Bölken
Er war in 1. und 2. Ehe mit Nichten von Anna Lange, geb. Raschen verheiratet. Seine 3. Ehefrau ist Betty |
Beta (gen. Betty) Stricker geb. Hohorst * 1839 in Vegesack + 1919 in Bremen | Tochter des Kapitäns Carl Hohorst, der 1865 auf See gestorben ist, und der Marie Elise Raschen, einer weiteren Nichte von Anna Lange. |
Caroline Lucie STRICKER * 1853 in Vegesack, + 1937 in Achim | Tochter aus 2. Ehe, unverheiratet |
Marie Elisabeth Stricker * 1869 in Vegesack, + 1963 in Soltau | Tochter aus 3. Ehe, unverheiratet |
Catharine (gen. Käthe) Stricker * 1878 in Vegesack, + 1979 in Vegesack | Tochter aus 3. Ehe, unverheiratet |
Kapitän Lüder Stricker
Stricker führte für die Bremer Reederei F. M. Vietor Söhne folgende Schiffe:
- 1851-1858 Vollschiff CAROLINE (gebaut 1840 bei Lange),
- 1860/1861 Vollschiff HERMINE (gebaut 1846 bei Lange),
- 1861-1880 Vollschiff CAROLINE (gebaut 1861 bei Lange).
Zuerst fuhr er hauptsächlich in der Auswandererfahrt nach Nordamerika (New York), mit der zweiten CAROLINE dann nach Ostasien. 1865 wurde das Schiff in Swatow gechartert um 1300 (!) chinesische Kulis von Singapore nach Penang in die englischen Plantagen zu bringen. Es kam zu einer Rebellion der Chinesen wegen der unmenschlichen Bedingungen an Bord, bei der 4 getötet und 6 verletzt wurden. Durch Krankheit und Entbehrung starben bis zu 60 Personen. Von der 20-köpfigen Mannschaft erkrankten 9 an der Cholera, ein Seemann starb.
Zu dieser unglaublichen Geschichte stehen noch genauere Recherchen aus. Weitere Details finden sich auch bei P. M. Pawlik: Von der Weser in die Welt, Teil 1, Hamburg 1993, S. 236 f.
Käthe Stricker
Sie ist die jüngste Tochter des Kapt. Lüder Stricker und seiner Frau Betty, geb. Hohorst,. Lehrerin und Frauenrechtlerin in Hannover und Bremen, Sie gilt als eine der ersten Akademikerinnen, die in Deutschland mit Abschluss zum Oberlehrerinnenexamen studierten (1904-1907, 1912 in Göttingen: Englisch, Geschichte, Philosophie und Deutsch). Sie war Mitglied im „Bund für Mutterschutz“ von Helene Stöcker und setzte sie sich seit Gründung der Bremer Ortsgruppe 1909 als Schriftführerin für die ledigen Mütter ein (vgl. Pastor Ernst Baars). Außerdem gehörte sie der Bremer Ortsgruppe des Deutschen Frauenstimmrechtsverbandes an, bzw. ab 1914 des Deutschen Frauenstimmrechtsbundes. 1915 nahm sie gemeinsam mit Auguste Kirchhoff am Internationalen Frauenfriedenskongress in Den Haag teil. Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sie sich im Frauenausschuss der DNVP Ortsgruppe Bremen. Darüber hinaus veröffentlichte sie zahlreiche Aufsätze, u.a. über Dorothee Tieck, Betty Gleim, Anna Vietor und Bernhardine Schulze-Smidt. Ihr schriftlicher Nachlass befindet sich im Staatsarchiv Bremen, der familiengeschichtliche Teil im Heimatmuseum Vegesack, Schloss Schönebeck. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Käthe_Stricker